07.04.2016 - Autor: Daniela - Danielas Kolumne
Warum eine Frau zur Fahrerin wird
Nach der Geburt meines Sohnes war ich bei einer kleinen Zeitungsspedition beschäftigt. Zwei Mal die Woche habe ich nachts die Zeitungen zu den Boten gebracht, die diese dann an die Haushalte verteilten. Leider durfte ich zu der Zeit „nur“ die berühmt berüchtigten Sprinter fahren. Allerdings wurden die Ladungen wegen der Werbebeilagen immer schwerer, so dass ich mit meinem kleinen Führerschein nicht mehr weiter kam.
Es gab also nur zwei Optionen:
1. Mindestens den C1E machen
2. Aufhören und was anderes machen
Ich habe mir das überlegt und mich dann entschieden den großen Führerschein C/CE zu machen.
Nach den ersten Fahrstunden war ich fix und fertig. Ich habe den LKW verflucht, meinen Fahrlehrer und die Fahrschule. Ja, selbst meinen Mann, der mich ja eigentlich nur motivieren und aufbauen wollte, bekam eine Schimpftirade ab. So kompliziert das Ganze. Ich wollte schon aufgeben. Aber ich hab mich durchgebissen und den Führerschein erfolgreich bestanden.
Nun hatte ich Blut geleckt: die großen LKW faszinierten mich immer mehr. Zwar bin ich auch weiterhin in der Zeitungsspedition gefahren, doch habe ich mich auch nach einem festen Job auf dem Bock umgeschaut. Durch eine Freundin, die damals bei ihrem Chef aufhören wollte und dieser dadurch einen Fahrer suchte, bin ich dann auf einen LKW im Linienverkehr gekommen. Attendorn-Hannover und zurück, jede Nacht, fünfmal die Woche.
Ganz einfach war das nicht.
Gelernt habe ich auf einem Tandemzug, fahren musste ich nun auf einem Wechselbrücken-Gliederzug.
Und in der Spedition, für die mein Chef als Subunternehmer fuhr, war ich die erste Frau auf einem LKW. Dementsprechend waren dann auch die teils dummen Kommentare. Von „Das ist ´ne Frau, die gehört nicht auf ´nen LKW.“ über „Blödes Blondchen.“ bis zu „Das schafft die nie.“ war alles dabei. Und Hilfe konnte ich nicht wirklich von jedem Kollegen erwarten. Lieber standen sie an der Rampe und haben sich darüber amüsiert, wie ich mich abgemüht habe, um an eben diese Rampe zu kommen.
Und dann das ganze Umbrücken: Motorwagen auf- und abbrücken war ja noch einfach, aber der Anhänger bereitete mir doch ganz schön Probleme. Und in Hannover hieß es: Anhänger mit einem Begegner tauschen. Au weia. Es hat zwar etwas Zeit gebraucht und auch gekostet, aber irgendwann klappte es.
Nach einiger Zeit bin ich dann in die Tagschicht gekommen, mein Mann übernahm die Linie. Der LKW war tagtäglich bei uns; er fuhr ihn nachts, ich am Tag. Am Wochenende stand er daheim.
Wenn ich abends von meiner Tour wieder kam, hab ich den LKW für die Linie vorbereitet und morgens hat ihn mein Mann für mich fertig gemacht. So sahen wir uns immer noch, bevor es wieder auf Tour ging.
Nach einem Jahr hat unser Chef die Subunternehmertätigkeit aufgegeben und ich bin dann in den Stahltransport gegangen.
Von da an fuhr ich einen Sattelzug, bei dem ich bis heute geblieben bin.
Liebe Grüße
Daniela